Lernen ist keine Frage des Alters. In der Erwachsenenbildung profitieren Menschen unterschiedlicher Generationen und Lebensläufe voneinander. Wie das funktioniert, zeigt Psychologin Aline Schneider an der SRH Berufliche Rehabilitation in Heidelberg.
„Ich bin das Küken“, sagt Aline Schneider und lacht. Wenn die junge Lehrkraft sich mit ihren Auszubildenden unterhält, trennen sie bis zu 20 Jahre Altersunterschied. Aline Schneider unterrichtet Menschen, die mitten im Berufsleben standen. Die Psychologin ist selbst noch am Anfang ihrer Laufbahn. Beide Seiten können viel voneinander lernen.
Aline Schneider hat vor kurzem ihr Masterstudium an der SRH Hochschule Heidelberg abgeschlossen. Parallel arbeitet sie als Lehrkraft an der SRH Berufliche Rehabilitation. Hier lernen Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können, einen neuen Beruf. Aline Schneider unterstützt sie dabei, sich auf das Lernen vorzubereiten. Sie gibt Kurse in Lern- und Arbeitstechniken und vermittelt Wissen zu einem gesunden Arbeitsleben. „Gerade wer nach einer Erkrankung wieder einsteigen will, muss wissen, wie sich die Gesundheit erhalten lässt.“
Den Anstoß für ihre Lehrtätigkeit gab ein Praktikum während ihres Bachelorstudiums in Gesundheitspsychologie. „Schnell habe ich gemerkt, wie viele Erkenntnisse aus der Psychologie hier zum Einsatz kommen“, erzählt Aline Schneider. „In meiner Bachelorarbeit habe ich ein Training für Gehörlose entworfen, mit dem sie besser mit Belastungen in Alltag und Ausbildung umgehen können. Daraus konnte ich weitere Kurse entwickeln.“
Einige der Teilnehmenden haben vor ihrer Umschulung schon komplette Karrieren hinter sich, unter anderem im Gesundheitswesen. „Da habe ich mich schon gefragt, ob ich denen als Studentin noch was beibringen kann. Aber es hat sich gezeigt: Wir können über den Austausch an beruflichen und persönlichen Erfahrungen enorm voneinander profitieren. So habe ich selbst viel über den Umgang mit Belastungen gelernt.“
Außerdem vermittelt Aline Schneider ihren erwachsenen Auszubildenden Wissen in Psychologie. Sie lernen die Anzeichen einer psychischen Erkrankung kennen und bekommen Infos, wie sie gut mit persönlichen und gesundheitlichen Krisen umgehen. „Viele der Teilnehmenden haben selbst schon solch eine Krise überwunden und können eigene Erfahrungen beisteuern, was ihnen geholfen hat.“
Aline Schneider muss zwischen Teilzeitstelle und der Ausbildung zur Psychotherapeutin selbst gut auf sich achtgeben. Sie empfiehlt genügend Pausen, gerade in Prüfungszeiten, sowie bewusste Auszeiten beim Lernen. Ihre persönlichen Anti-Stress-Rezepte sind Sport und kleine Belohnungen im Alltag wie ein gutes Essen mit Freunden. „Erst wenn ich Zeit habe, zur Ruhe zu kommen, kann ich auch wieder Vollgas geben. Dann bleibt der Spaß im Beruf erhalten.“