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Die Krankheit wird zur Chance

Die Wirtschaft brummt, aber der Job-Motor stottert noch: Langzeitarbeitslose finden nur schwer Arbeit. Bei Frank Siddi war ein Handicap der Grund. Doch er hat den Weg zurück geschafft.

 

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„Und, was machen Sie beruflich?“, lautet ein Standardsatz im Smalltalk. Wer sagt da schon: „Ich sitze krank zu Hause und lebe von Hartz IV“? Aber genau so ging es Frank Siddi: Wegen einer Erbkrankheit musste er zweimal seinen Beruf aufgeben. Erst mit einer Umschulung fand er nach Jahren wieder Arbeit.

Das ist nicht selbstverständlich: Obwohl die Wirtschaft boomt, kamen letztes Jahr weniger Langzeitarbeitslose zu einem Job, stellt der Deutsche Gewerkschaftsbund in einer aktuellen Studie fest. Wer wie Siddi krank ist, schafft es kaum ohne zusätzliche Hilfe. Allein die Deutsche Rentenversicherung (DRV) gab deshalb 2010 über fünf Milliarden Euro für entsprechende Rehamaßnahmen aus.

Bei Siddi greift eine Erbkrankheit die Knorpel im Knie an, das Gelenk verträgt keine extremen Belastungen mehr. Seinen Traumberuf als Maler und Lackierer muss der heute 42-jährige direkt nach der Ausbildung sein lassen. Danach arbeitet er zwölf Jahre als Einzelhandelskaufmann für Elektrogeräte, bringt es bis zum Abteilungsleiter.

Dann ist wieder Schluss: Jetzt sind es Krampfanfälle und Lähmungserscheinungen im Arm, die die Arbeit unmöglich machen. Siddi will einen Schreibtischjob, doch es hagelt nur Absagen. „Anscheinend können sich viele Arbeitgeber den Einzelhandel mit einem Handicap nicht vorstellen. Dabei bin ich doch fit im Kopf.“

Vier Jahre dauert es, bis sich eine neue Perspektive auftut: Siddis Reha-Berater bei der DRV empfiehlt ihm eine Ausbildung im SRH Berufsförderungswerk Heidelberg. Das Unternehmen bringt Erwachsene nach Unfall oder Krankheit gezielt zurück in den Job. „Zuerst testen die Betroffenen verschiedene Berufe, um zu klären, wo ihre Fähigkeiten liegen. Mit Hilfe von Sozialpädagogen, Ärzten und Psychologen lernen sie, im Arbeitsalltag mit ihrem Handicap umzugehen“, sagt Geschäftsführer Markus Hertrich.

Siddi entscheidet sich für den Bürokaufmann. Im Praktikum bei einer Firma für Baustoffe kann Siddi sofort mit seinen Fähigkeiten überzeugen, auch weil er offen mit der Krankheit umgeht. Schon einen Tag nach Ende seiner Ausbildung fängt Siddi an zu arbeiten.

Dass er wieder etwas weiter unten auf der Karriereleiter steht als damals im Einzelhandel, stört ihn nicht. „Ich wusste, das ist meine letzte Chance. Mir geht es richtig gut, da wo ich bin.“ Und dieser Satz funktioniert sogar im Smalltalk.