Zum Welttag der Menschen mit Behinderung (3.12.): Ein Studium ist eine Herausforderung, für Rollstuhlfahrer ganz besonders. Doch mit der richtigen Unterstützung lässt sich alles schaffen, zeigt Alexander Waltenberg.
Morgens müde im Seminar sitzen, dann schnell in der Bibliothek für eine Hausarbeit recherchieren, danach zum Bewerbungstraining flitzen: Der Alltag von Alexander Waltenberg unterscheidet sich nicht viel von anderen Studenten. Außer, dass der 23-Jährige diese Wege nicht zu Fuß zurücklegt. Sondern im Rollstuhl.
11 Prozent der knapp drei Millionen Studenten in Deutschland müssen den Alltag mit einer gesundheitlichen Einschränkung meistern, zeigt eine Erhebung im Auftrag des Deutschen Studentenwerks. Damit das gelingt, ist vor allem das Umfeld entscheidend, weiß Alexander Waltenberg. Von Geburt an lebt er mit dem sogenannten Larsen-Syndrom. Die Krankheit sorgt für eine Schwächung der Muskeln. Fehlstellungen der Gelenke schränken die Beweglichkeit stark ein.
„An der integrativen SRH Stephen-Hawking-Schule in Neckargemünd habe ich erfahren, dass ich auf dem SRH Campus in Heidelberg barrierefrei studieren kann.“ Hier unterstützt das Unternehmen SRH Berufliche Rehabilitation Menschen mit Behinderung auf dem Weg in den Beruf, etwa während eines Studiums an der SRH Hochschule.
Alexander Waltenberg wohnt auf dem Campus, der Pflegedienst der SRH Beruflichen Reha hilft im Alltag. So kann sich der junge Mann ganz auf sein BWL-Studium konzentrieren. „Zahlen waren schon immer mein Ding. Buchführung, Rechnungswesen machen mir Spaß.“ Meist schreibt er am Laptop, in besonderen Situationen wie etwa Prüfungen hilft ihm eine Schreibassistenz. Persönliche Ansprechpartner unterstützen ihn bei Anträgen, etwa zu verlängerten Prüfungszeiten. Mit Reha- und Integrationsmanagerin Helena Honstein überarbeitet er seine Bewerbungsunterlagen. „Eine Frage war, wie ich meine Behinderung zum Thema mache. Ich habe geschrieben, dass ich dadurch sehr durchsetzungsfähig bin.“ Doch er hat erst einmal nur Absagen bekommen.
„Viele Unternehmen fürchten einen hohen Aufwand, Menschen mit Behinderung im Berufsalltag zu unterstützen“, beobachtet Helena Honstein. Deshalb sei es wichtig, zu netzwerken. „Eine Möglichkeit ist, sich auf Messen oder Karriere-Events unverbindlich vorzustellen. Oder über persönliche Kontakte seine Fähigkeiten ins Spiel zu bringen.“
Alexander Waltenberg ist das gelungen. Nach einem Tipp seiner Dozenten hat er einen Job im Financial Management in Aussicht. Er freut sich, in Heidelberg bleiben zu können. „Hier komme ich prima zurecht. Erst neulich meinte ein Freund, mit dem ich unterwegs war: ‚Ich hab grad ganz vergessen, dass du im Rollstuhl sitzt!‘ So soll Inklusion doch sein!“