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Ohne Gehör in der Coronakrise

Kalendereintrag
Foto: Jasmin Groh unterstützt Hörgeschädigte per Video.

Ausbildung oder Arbeit von zu Hause läuft für alle nicht ohne Barrieren. Selbst Gebärdensprache funktioniert online nicht immer live. An der SRH Berufliche Rehabilitation in Heidelberg lernen Hörgeschädigte mit barrierefreien Videos.

„Hallo, hört ihr mich?“ Keine andere Frage wird in diesen Tagen wahrscheinlich öfter gestellt. In Videokonferenzen und Online-Unterricht machen alle eine neue Erfahrung: Ohne Ton funktioniert nichts. Menschen ohne Gehör kennen diese Herausforderung – stehen jetzt allerdings vor neuen.

Meetings, eine Ausbildung oder die neuesten Infos zur Coronakrise sind für Hörgeschädigte nur mit Dolmetschern zugänglich. „Doch in der Videokonferenz simultan zu dolmetschen funktioniert nicht immer. Die Gebärden kommen nicht über jede Internetleitung in ausreichender Qualität an. Zu Hause ist auch nicht immer die nötige Ruhe vorhanden, um sich auf alles gleichzeitig zu konzentrieren“, erklärt Kommunikationspädagogin Jasmin Groh.

Sie leitet an der SRH Berufliche Rehabilitation in Heidelberg das „Kompetenzzentrum Hören und Kommunikation“. Hier absolvieren Menschen mit Hörschädigung gemeinsam mit Hörenden eine Berufsausbildung. Kommunikationspädagogen unterstützen dabei, indem sie in Deutscher Gebärdensprache (DGS) dolmetschen oder Mitschriften erstellen.

Für den Online-Unterricht kam das Team des Kompetenzzentrums zu einer neuen Lösung: „Verschiedene Dozenten nehmen ihre Live-Unterrichte auf. Anschließend gestaltet unser Team den Film barrierefrei, entweder mit Untertiteln oder mit Einblendung von Gebärdensprachdolmetschern“, sagt Jasmin Groh.

In digitalen Lernräumen sind dazu die passenden Unterlagen hinterlegt. „Wenn eine Lehrkraft neue Unterlagen einstellt, werden die Teilnehmer und wir automatisch benachrichtigt. Dann können wir die Materialien direkt auf die Bedürfnisse von Hörgeschädigten anpassen.“ Alle wichtigen Informationen zur Coronakrise sind ebenfalls in DGS verfügbar. Gebärdensprachdozentin Tördin Schönfelder erstellt sie im Homeoffice.

Trotz dieser Möglichkeiten ist es eine zusätzliche Belastung, Lernen und Alltag anders als bisher zu vereinbaren. „Wir bilden deshalb Teams, die den Teilnehmern so zugeteilt sind, dass wir sie besonders engmaschig begleiten können“, erklärt Jasmin Groh. So können die Teilnehmer bei Fragen jederzeit Kontakt aufnehmen.

Natürlich funktioniert noch nicht alles reibungslos. Manchmal hängt doch die Internetleitung oder die Unterlagen sind nicht sofort da. Auch erfordert der neue Unterricht viel Konzentration und Belastbarkeit im Alltag. „Aber wir lernen, die Videos in DGS immer besser als Mittel in der Ausbildung einzusetzen. Das bauen wir weiter aus, auch nach der Krise.“