Vom Kochen bis zum Heimwerkern: Erklärvideos sind hoch im Kurs. Auch die Ausbildung profitiert davon, sagt Martina Barna, Lehrkraft an der SRH Berufliche Rehabilitation. Im Interview erzählt die Ingenieurin, wie Videos beim Lernen helfen.
Frau Barna, wie entstand die Idee, Unterrichtsinhalte per Video zu vermitteln?
Martina Barna: Als vor zwei Jahren alles auf Online-Unterricht umgestellt wurde, mussten wir eine Lösung finden, wie wir unsere hörgeschädigten Teilnehmenden einbeziehen. Denn über Videokonferenz simultan in Gebärdensprache zu übertragen, war technisch nicht machbar. Da hatten die Kommunikationspädagogen und ich die Idee, die Inhalte für die Technischen Produktdesigner in Videos zu erklären, die man dann mit Untertiteln und Gebärdensprache versehen kann.
Das war sicher aufwändig?
Martina Barna: Ja, die ersten Videos habe ich mit dem Handy gefilmt, dann am PC bearbeitet. Während des Lockdowns habe ich mit einer entsprechenden Software weitere Videos produziert. Ich erkläre darin Schritt für Schritt die Funktionen unseres CAD-Programms. Dazu zeige ich Abläufe am Bildschirm und blende wichtige Informationen per Text ein.
Wie kamen die Teilnehmenden an die Videos?
Martina Barna: Ich habe die Filme auf YouTube hochgeladen und mit Arbeitsblättern ergänzt. Der Aufwand hat sich gelohnt, denn die Videos nutzen nicht nur den Hörgeschädigten. Inzwischen setze ich die Videos auch im Präsenzunterricht ein.
Wie ergänzen die Videos den Präsenzunterricht?
Martina Barna: Beim CAD-Programm bearbeiten die Teilnehmenden Aufgaben am PC, während ich die Funktionen erkläre. Parallel kommen Fragen auf oder ich muss Einzelnen bestimmte Abläufe noch mal zeigen. Mithilfe der Videos können die Teilnehmenden die Aufgaben eigenständig bearbeiten. Jeder kann die Schritte in seinem Tempo lernen, bei Bedarf zurückspulen, eine Erklärung wiederholen oder für eine Frage auf Pause drücken. Ich kann mich währenddessen darauf konzentrieren, Fragen zu beantworten. So kommen alle mit. Das ist ein enormer Vorteil!
Ihr YouTube-Kanal hat mittlerweile über 400 Abonnenten und zeigt mehrere Tausend Aufrufe. Das heißt, auch Externe schauen Ihre Videos. Hätten Sie damit gerechnet?
Martina Barna: Nein, dass das solche Kreise zieht, hätte ich nicht gedacht. Mich sprechen auch ab und zu Teilnehmende an, wie gut ihnen die Videos dabei geholfen haben, das CAD-Programm zu verstehen. Oder Kolleginnen und Kollegen empfehlen die Videos. Es freut mich, dass so viele Leute davon profitieren. Deshalb werden wir die Videos auch auf unsere Lernplattform setzen.
Das heißt, Videos bleiben ein zusätzliches Werkzeug zum Präsenzunterricht?
Martina Barna: Genau. Videos sind ein tolles Mittel, um etwa ein Vorgehen am PC oder festgelegte Schritte einer Aufgabe zu erklären. Videos ersetzen aber nicht die Lehrkraft, die spontan auf Fragen eingehen und Sachverhalte individuell zeigen kann, oder Diskussionen und Gruppenarbeit. Deshalb finde ich eine Kombination aus Präsenzunterricht und Selbstlernen per Video optimal.