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Gemeinsam fürs Leben lernen

Noch einmal ganz neu anfangen: Joanna Bellemann und Luisa Guthier haben beide erlebt, wie sich das anfühlt. Als Kauffrauen im Gesundheitswesen haben sie ihren Weg gefunden. Jetzt unterstützen sie damit andere, denen es ähnlich geht.

Kalendereintrag
Foto: Joanna Bellemann und Luisa Guthier

Auf den ersten Blick haben Joanna Bellemann und Luisa Guthier nicht viel gemeinsam: Die eine hat mit Mitte 40 schon ein halbes Berufsleben hinter sich, die andere steht am Anfang ihrer Karriere. Doch beide mussten sie eine wichtige Entscheidung treffen: Wie soll es mit ihrem Leben weitergehen?

Altenpflegerin – das war der feste Berufswunsch von Luisa Guthier. Denn von Anfang an wollte sie nah am Menschen arbeiten. Aber es kam alles ganz anders: „Durch die schwere körperliche Arbeit im ambulanten Dienst bin ich krank geworden und musste die Ausbildung abbrechen. Plötzlich sitzt man zu Hause und hat nichts mehr. Das war sehr schwer für mich.“

In einer medizinischen Reha konnte die heute 23-Jährige ihre Gesundheit langsam wieder aufbauen. Da sie nicht mehr schwer körperlich arbeiten soll, wurde ihr eine Umschulung zur Kauffrau empfohlen. Eigentlich nicht ihr Traumberuf. Doch Luisa Guthier biss sich durch und absolvierte die Kauffrau im Gesundheitswesen an der SRH Berufliche Rehabilitation in Heidelberg.

Hier lernen Menschen einen neuen Beruf, die sich nach Unfall oder Krankheit umorientieren müssen. Luisa Guthier fiel der Umstieg nicht leicht. „In der Pflege war ich immer unterwegs, die Vorstellung, acht Stunden im Büro zu sitzen, gefiel mir überhaupt nicht. Aber alle Lehrkräfte haben mich sehr ermutigt, das Praktikum in der Ausbildung abzuwarten und mir das zuzutrauen.“

Während des Praktikums in einer Klinik am Empfang macht es ihr besonders Spaß, die gesamten Abläufe zu managen. „Das hat mir auch in der beruflichen Reha gefallen, deshalb wollte ich gerne bleiben. Seit meinem Abschluss arbeite ich nun in der Stundenplanung und bin für 29 Gruppen die Ansprechpartnerin für alles, was mit der Planung zusammenhängt. Mein Team gefällt mir sehr gut und ich bin froh, dass ich hier bin!“

Joanna Bellemann hatte sogar ursprünglich gedacht, mit ihrer Firma alt zu werden. Gebürtig aus Polen, zog sie der Liebe wegen nach Deutschland und arbeitete ohne Ausbildung ab 1995 über 20 Jahre erfolgreich in einem Verlag – bis ihr Standort geschlossen wurde.

Über weitere Stationen landete sie bei einer Firma für Übersetzungen. Doch während der Pandemie musste die Firma schließen. „Plötzlich stand ich nach Jahren ohne Job da, ohne Abschluss. Doch ich wollte nicht bei null anfangen, sondern eine Bescheinigung, was ich alles kann.“ Dafür hat ihr ihre Beraterin bei der Agentur für Arbeit die kaufmännische Ausbildung empfohlen.

Der Anfang nach den Jahren im Beruf war auch für Joanna Bellemann nicht einfach. „Ich musste tatsächlich lernen, wie man lernt. Wir hatten aber tolle Lehrkräfte und eine super Gruppe. Wir konnten uns aufeinander verlassen, haben gemeinsam gelernt, auch im Online-Unterricht. Jeder hatte andere Stärken in den Fächern, so konnten wir uns gegenseitig helfen.“ Der perfekte Start in den Tag war für die beiden Frauen die heiße Schokolade, danach ging es gemeinsam in den Unterricht.

Joanna Bellemann hat besonders die Arbeit der Lehrkräfte beeindruckt: „Die Lehrkräfte glauben an einen und sehen das Potenzial in den Teilnehmenden. Ich habe irgendwann flapsig gesagt: Ich kann meine Erfahrung auch als Lehrkraft weitergeben. Sofort wurde ich ermutigt, mich zu bewerben – und habe es nicht bereut.“

An der Ausbildung der Kaufleute im Gesundheitswesen schätzen beide die Spezialisierungen, wie Krankheitslehre, Qualitätsmanagement, medizinische Dokumentation und Leistungsabrechnung. Dadurch bietet der Beruf eine Chance für Menschen aus dem Gesundheitswesen gearbeitet haben. Wer vorher mit Patienten gearbeitet hat, kann zum Beispiel in einer Klinik in der Aufnahme tätig sein, oder in der Abrechnung. Diese breiten Möglichkeiten haben sich ausgezahlt: Inzwischen sind alle Mitglieder der Ausbildungsgruppe wieder ins Arbeitsleben eingestiegen – in Kliniken, aber auch der beruflichen Rehabilitation.

Luisa Guthier und Joanna Bellemann können die Teilnehmenden der SRH Berufliche Reha mit ihrer persönlichen Erfahrung ganz besonders unterstützen. „Es ist nicht leicht, wenn beruflich plötzlich alles anders ist. Aber es gibt immer eine Lösung, wenn man diesen Weg gehen will“, sagt Joanna Bellemann.