Lebenslanges Lernen wird immer wichtiger, um bis zur Rente erfüllt arbeiten zu können. Kurze, gezielte Qualifizierungen bieten gerade Älteren eine Chance zur Veränderung. Petra Barth zeigt, wie es gelingt.
Neu anzufangen ist Petra Barth gewohnt. Die gelernte Friseurin gibt ihren Beruf auf, als die Kinder zur Welt kommen. Mit 45 wagt sie dann den Sprung und lässt sich zur Altenpflegerin ausbilden. „Von Schicht zu Schicht war ich flott unterwegs, es gab viel zu tun. Doch dann bekam ich massive Probleme in den Gelenken, musste in die Reha.“ Klar ist – in der Altenpflege kann sie nicht mehr arbeiten.
„Ein Jahr lang wusste ich nicht, wie es weitergehen soll. Ich hatte so viel investiert, aber durch meine Laufbahn zum Beispiel kaum Erfahrung am PC“, sagt die 51-Jährige heute. So wie ihr geht es vielen Menschen in diesem Alter. Für 55- bis 59-Jährige ist die Wahrscheinlichkeit, einen neuen Job zu finden, nur halb so hoch wie für Jüngere, zeigen Daten der Agentur für Arbeit. Doch dagegen lässt sich etwas tun.
Über ihren Rehaberater bei der Deutschen Rentenversicherung erfährt Petra Barth von der neuen kaufmännischen „Anpassungsqualifizierung“ (APQ) der SRH Berufliche Rehabilitation in Heidelberg. Innerhalb von elf Monaten bereitet sie Menschen auf einen kaufmännischen Beruf vor. Petra Barth lernt Grundlagen in Rechnungswesen und Buchhaltung, frischt PC-Kenntnisse auf und übt Bewerbungsgespräche.
Learning by doing steht im Vordergrund: „Die Teilnehmer organisieren wie in einer kleinen Firma die Abläufe selbst und verwirklichen gemeinsam Projekte“, sagt Lehrkraft René Fleischer. Petra Barth, die immer aktiv war, lernt dadurch, auch mal das Tempo zu drosseln, zwischen wichtigen und dringenden Aufgaben zu unterscheiden.
Aus dem Bewerbungscoaching nimmt sie sich einen Rat besonders zu Herzen: „Nutzen Sie Ihre Netzwerke!“ Petra Barth fragt ohne zu Zögern ihre Altenpflegeschule nach einem Praktikum. „Als Altenpflegerin kennen Sie mich schon, möchten Sie mich als motivierte Sachbearbeiterin kennenlernen?“ Dieses Selbstvertrauen beeindruckt: Bereits im Praktikum wird ihr ein unbefristeter Arbeitsvertrag angeboten. „Durch mein Wissen aus der Altenpflege kann ich sehr gut den Überblick behalten und nun das einbringen, was ich in der Textverarbeitung gelernt habe.“
Petra Barth bereitet jetzt Rechnungen und Verträge vor, koordiniert Veranstaltungen für die Lehrkräfte. Ein Selbstläufer war der Weg dahin nicht. Deshalb ist die fast wichtigste Erfahrung für Petra Barth sehr persönlich: „Die APQ hat mir gezeigt, dass ich mehr bin als meine Abschlüsse.“